Bürgerenergie: so gelingt die Energiewende

Strom kommt aus der Steckdose, aber irgendwie muss er auch hineinkommen. Deutschland hat sich von der Kernenergie verabschiedet, mit der Kohle wird es auch nicht mehr lange weitergehen. Unser Strombedarf nimmt aber eher zu, von Windrändern wollen viele im Land nichts wissen. Mit Wasserkraft allein werden wir nicht weit kommen. Bleibt die Frage, wie wir unseren Stromhunger in Zukunft stillen wollen. Bürgerenergie ist eine mögliche Antwort.

 

Der holprige Weg zur Bürgerenergie

Die kleine Schwarzwaldgemeinde Schönau hat ihren eigenen Weg eingeschlagen und auf Bürgerenergie gesetzt –  schon in den späten 80er Jahren, als der Reaktorunfall von Tschernobyl ganz Europa erschütterte. Schönau liegt nicht weit entfernt von der französischen Grenze. Wenn im gerade mal 50 km entfernten Kernkraftwerk Fessenheim etwas ähnliches passiert, was geschieht dann mit Schönau? Dieser Gedanke ließ einigen Bürgern keine Ruhe und sie begannen beharrlich, eine alternative Energieversorgung für ihren Heimatort zu planen. Rückschläge gab es viele, aber die Schönauer sind beharrliche Menschen. 

Bürgerenergie ist eine Idee für die Energiewende, die überzeugt. Klimaschonung und Nachhaltigkeit sind überzeugende Argumente, trotzdem war es kein einfaches Projekt. Die Schönauer mussten gegen den Strom schwimmen, bis sie ihren eigenen tatsächlich erzeugen durften. Sie betraten technologisches Neuland, mussten den Widerstand der Regionalversorger überwinden, aber sie gaben nie auf.

 

Beharrlichkeit siegt

Herauszufinden, welche Möglichkeiten Wind, Wasser und Sonne zur Energiegewinnung bieten, ist eine Sache. Dass der regionale Energieversorger auf Atomstrom setzt, eine andere. Es war ein Kampf David gegen Goliath, in dem sich die 2500köpfige Gemeinde schließlich durchsetzte. Nicht ohne Grund bezeichnen sich die Schönauer Bürger selbst als Stromrebellen. Mit Beharrlichkeit und einer ordentlichen Portion Idealismus starteten sie endlich in 1997 ihre eigene Energieversorgung. Seit 2004 gilt der Ort aus gutem Grund als Stromhauptstadt. Denn die meisten Dächer des Ortes sind mit Photovoltaikmodulen bestückt, auch das Kirchendach. Windräder stehen in den Bergen rund um den Ort, in Gärten und Häusern arbeiten Minikraftwerke. Die Bürgerenergie ist ein Gemeinschaftswerk, das inzwischen als eigenständiger Energieversorger am Markt agiert.

Die Elektrizitätswerke Schönau sind heute am Netz und beliefern Jedermann mit Bürgerenergie, aber der Weg war lang. Ohne Idealismus und ein klares Ziel wäre das nicht möglich gewesen. Was in Schönau erfolgreich war, weckt inzwischen das Interesse vieler anderer Gemeinden. 

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Rita Seidel, Königswinter

Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Digitalisierung, in der Freizeit am liebsten im eigenen Garten und in Bewegung. Ich habe viel übrig für Fridays for Future und suche nach Lösungen für das Klimadesaster, die wirkungsvoll und praktikabel sind. Ich will dazu beitragen, uns und nachfolgenden Generationen die Lebensbasis zu sichern. Denn wir haben nur eine Erde. Und jede Menge Gründe, sie zu erhalten. 

Bürgerenergie: so gelingt die Energiewende

Beitragsbild von julianaffeldt auf Pixabay